Digitalisierung
Deutschland: Mittendrin statt vorn dabei
Bei den Exporten ist Deutschland immer noch Weltmeister. Im digitalen Wettbewerb schafft es die Bundesrepublik allerdings nicht mal in die N?he eines Spitzenplatzes. Das zeigt ein Ranking von IMD. Darin belegt Deutschland nur einen Rang im Mittelfeld.
Rund drei Milliarden Euro für die Erforschung Künstlicher Intelligenz (KI), 100 zus?tzliche KI-Professuren, Bereitstellung eines Sonderverm?gens für den Gigabit-Netzausbau, Verabschiedung einer Blockchain-Strategie, Aufbau eines nationalen Digitalfonds – die Bundesregierung versucht, den digitalen Wandel in vielen Bereichen anzuschieben. Doch so recht kommt er noch nicht ins Rollen. Denn Deutschland hinkt bei der digitalen Transformation im internationalen Vergleich weiter hinterher. So belegt die Bundesrepublik im nur den 17. Platz. Damit konnte Deutschland zwar gegenüber 2018 einen Platz wettmachen, die Abst?nde zu den digital wettbewerbsf?higsten L?ndern USA, Singapur, Schweden, D?nemark und Schweiz bleiben jedoch unver?ndert gro?.
Digital den Anschluss verpasst
In der Studie vergleicht das aus Lausanne die digitale Transformation in 63 L?ndern nach den Hauptkriterien Wissen, Technologie und Zukunftsf?higkeit (siehe Kasten: Ranking der digitalen Wettbewerbsf?higkeit). Dabei beurteilt das Institut die F?higkeit eines Landes, neue Technologien zu verstehen und zu erlernen (Wissen), die Kompetenz, digitale Innovationen zu entwickeln (Technologie), und die Offenheit gegenüber künftigen Entwicklungen (Zukunftsf?higkeit). ?Wissen ist nach wie vor von gr??ter Bedeutung für die digitale Leistungsf?higkeit unterschiedlicher Volkswirtschaften", sagt Arturo Bris, Direktor des?.
Das IMD erstellt das Ranking zur digitalen Wettbewerbsf?higkeit bereits seit 2017. Dazu nutzt das Institut Informationen aus unterschiedlichen Quellen wie etwa Patentanmeldungen im High-Tech-Sektor, Nutzerdaten oder Statistiken. Aber auch weiche Daten wie etwa Meinungsumfragen unter Managern flie?en in die Rangliste mit ein.
Deutschland hat hier allerdings noch viel Luft nach oben. Lediglich bei den vorhandenen wissenschaftlichen Kompetenzen sprang mit einem 4. Platz eine Top-Ten-Platzierung heraus. Dagegen mangelt es hierzulande an entsprechenden Talenten (Rang 25). Beim Thema Aus- und Weiterbildung gibt es ebenfalls Optimierungspotenzial (Rang 14), sodass es am Ende im Gesamtvergleich in der Kategorie Wissen nur zu einem 12. Platz gereicht hat.
Noch weniger zukunftsf?hig zeigt sich Deutschland allerdings bei der digitalen Innovationsf?higkeit. Weltweit sind hier 30 L?nder besser aufgestellt. Vor allem die technologischen Rahmenbedingungen (Rang 40) bremsen die Entwicklung digitaler Technologien und somit auch die Transformation der Wirtschaft aus. ?Platz 17 finde ich fast schon schmeichelhaft für die Situation“, urteilte Barbara Engels vom ?in K?ln in einem Beitrag der??Welt“. Die Expertin für Digitalisierung ist der Ansicht, die deutsche Wirtschaft k?nne beim Thema digitale Infrastruktur eine Menge von kleineren ?konomien lernen. Weit vorn im Ranking seien zum Beispiel D?nemark und Schweden. Dort würden viele digitale Gesch?ftsmodelle im Zahlungsverkehr entwickelt, die es hierzulande schwer h?tten. ?Wenn wir die Position Deutschlands st?rken wollen, müssen wir dafür sorgen, dass Breitband wirklich an jeder Milchkanne verfügbar ist“, mahnte die ?konomin.
Besonders betroffen ist Ostdeutschland: Traurige Spitzenreiter sind Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern, wo mehr als die H?lfte (57 Prozent) der Gewerbegebiete eine Unterversorgung aufweisen. ?Diese Lücken müssen so schnell wie m?glich geschlossen werden“, kommentierte Eric Schweitzer, Pr?sident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), auf Anfrage der Neuen Osnabrücker Zeitung. Sie seien ein Innovationshemmnis allerersten Rangs für die Unternehmen in den betroffenen Kommunen – und damit für die deutsche Wirtschaft, so Schweitzer.